Bedeutende Organisten

Klang- und stilprägend für Lübeck

Spätestens seit dem Jahr 1377 gibt es die Position des Organisten an St. Marien. Lübeck als Weltstadt hatte auch für das kulturelle Leben und die Kirchenmusik einen fantastischen Ruf. Und so kamen einige der bedeutendsten Musiker ihrer Zeit an die Marienkirche.

Organisten an St. Marien

Schaffen reichhaltiger Kultur

 

 

Die Bedeutung der Kirchenmusik von St. Marien reicht seit Jahrhunderten weit über Lübeck hinaus und spielt in St. Marien eine herausragende Rolle. Dafür stehen die Namen der Marienorganisten, die bis heute als herausragende Kirchenmusiker in Erinnerung bleiben.

Die erste Quelle zu Musikausübung an St. Marien stammt aus dem Jahr 1377. Darin wird ein Organist erwähnt. Chorgesang ist seit 1462 bezeugt.

 

Eine Chronologie
(die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Wirken an St. Marien)

Rotgerus (um 1377)
Jürgen Olde(n) (um 1465)
Cord van Ymen (um 1478)
Bartold Hering (um 1555)
David Aebel (Ebel) (1555–1572)
Heinrich Rol(l)ecke (1572–1578)
Hinrich Marcus (1578/79–1611)
Hermann Aebel (Ebel) (1611–1616)
Petrus Hasse (1616–1640)
Johannes Schleet (1640–1641)
Franz Tunder (1641–1667)
Dieterich Buxtehude (1668–1707)
Johann Christian Schieferdecker (1707–1732)
Johann Paul Kunzen (1733–1757)
Adolph Carl Kunzen (1757–1781)
Johann Wilhelm Cornelius von Königslöw (1781–1832/33)
Gottfried Herrmann (1832–1845)
Hermann Jimmerthal (1845–1886)
Karl Lichtwark (1886–1929)
Walter Kraft (1929–1972)
Ernst-Erich Stender (1973–2009)
Johannes Unger (seit 2009)

Franz Tunder

Begründer der Abendmusiken

Franz Tunder (1614-1667) wurde in Burg auf Fehmarn geboren und mit 18 Jahren Organist der Gottorfer Hofkapelle. 1641 kam er als Organist an die Marienkirche und wurde später auch deren Werkmeister (Buch- und Rechnungsführer).

 

Auf ihn gehen mit großer Wahrscheinlichkeit die "Lübecker Abendmusiken" zurück. Seine wenigen erhalten Orgel- und Vokalwerke weisen ihn als bedeutenden Komponisten aus.

Hermann Jimmerthal

Schüler von Mendelssohn-Bartholdy

Hermann Jimmerthal (1809-1886) studierte das Orgelspiel unter anderem bei Felix Mendelssohn-Bartholdy. Er erwarb sich musikgeschichtliche Verdienste durch die Wiederaufführung der Kantaten und Orgelmusik Bachs (ab 1836) und Buxtehudes (1877).

 

In seinen Orgelkonzerten spielte Jimmerthal bisweilen eigene Bearbeitungen von symphonischen Werken Haydns, Mozarts und Beethovens. In die Literaturgeschichte ging Jimmerthal als Figur des Organisten Edmund Pfühl in Thomas Manns Roman "Buddenbrooks" ein.

Walter Kraft

Der Lübecker Totentanz in Musik

Walter Kraft (1905-1977) war von 1929 bis 1972 Marienorganist. Er setzte sich vor allem für Wiederaufführungen alter Musik ein. Er war bedeutender Konzertorganist und Pädagoge.

 

Seine zahlreichen Kompositionen verknüpfen alte Musik mit modernen Klängen. Der "Lübecker Totentanz" für Soli, Chor und Instrumente ist sein bekanntestes Werk.

Ernst-Erich Stender

Weltenbummler durch die Musik

Ernst-Erich Stender (geb. 1944) wurde 1972 zum Marienorganisten gewählt und 1989 zum Professor für Orgelspiel an der Musikhochschule Lübeck ernannt. Er gestaltete in jedem Jahr große Orgelzyklen an den beiden Marienorgeln.

 

Konzertreisen führen ihn in viele Länder der Welt. Zahlreiche CD-Einspielungen mit Werken von Buxtehude (Gesamteinspielung), Bach, Reger, Liszt, Bruckner, Beethoven u.a. sowie Improvisationen dokumentieren seine Vielseitigkeit.

...nämlich die Musik...

Manchmal auch, am Sonntag, durfte der kleine Buddenbrook dem Gottesdienst in der Marienkirche droben an der Orgel beiwohnen, und das war etwas anderes, als unten mit den anderen Leuten im Schiff zu sitzen. Hoch über der Gemeinde, hoch noch über Pastor Pringsheim auf seiner Kanzel saßen die beiden inmitten des Brausens der gewaltigen Klangmassen, die sie gemeinsam entfesselten und beherrschten, denn mit glückseligem Eifer und Stolz durfte Hanno seinem Lehrer manchmal beim Handhaben der Register behilflich sein.

Thomas Mann
Buddenbrooks